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57.2 Alessandro Achillini*

Quisquis Averroem censes habuisse cerebrum,

falleris: Haud est me passus habere meum.

Regula non fallit: Propter quod quodlibet unum

taliter affectum est, sed magis illud erit.

Quisquis Averroem censes habuisse cerebrum,

falleris: Haud est me passus habere meum.

Regula non fallit: Propter quod quodlibet unum

taliter affectum est, sed magis illud erit.

Quisquis Averroem censes habuisse cerebrum,

falleris: Haud est me passus habere meum.

Regula non fallit: Propter quod quodlibet unum

taliter affectum est, sed magis illud erit.

Jeder, der glaubt, dass Averroes bei Verstand war,

irrt: Er ließ nicht zu, dass ich meinen eigenen habe.

Die Regel trügt nicht: Welcher eine Verstand daher auch immer

so verteilt wurde, es wird doch jener andere besser sein.

v. 4: erat 1571, 1577.

Averroes vertrat die These der Einheit des Intellekts, d. h., dass der Verstand der einzelnen Menschen eine Ausprägung desselben einen Intellekts sei. Achillini widersprach dieser These. Das erste Distichon könnte also bedeuten, dass Averroes „kein Gehirn hatte (= dumm war)“, weil er leugnete, dass Einzelpersonen wie Achillini „ein Gehirn hatten (= einen individuellen Intellekt hatten)“. Die Bedeutung des zweiten Distichons könnte demnach sein, dass in jedem Fall der individuelle Intellekt besser sei als der eine Intellekt, dessen Existenz Averroes lehrte.

Werkbezug: Kommentare zu aristotelischen Schriften, Übersetzungen von Averroes.

Das Gedicht basiert auf der Doppelbedeutung von cerebrum habere als „klug sein“ und „einen individuellen Intellekt haben“.