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80.2 Jacopo Sannazaro (Actius Sincerus)

Quantum Virgilio debebit silva Maroni

et pastor, donec Musa Maronis erit,

tantum pene tibi debent piscator et acta,

Acti, divino proxime Virgilio.

Quantum Virgilio debebit silva Maroni

et pastor, donec Musa Maronis erit,

tantum pene tibi debent piscator et acta,

Acti, divino proxime Virgilio.

Quantum Virgilio debebit silva Maroni

et pastor, donec Musa Maronis erit,

tantum pene tibi debent piscator et acta,

Acti, divino proxime Virgilio.

Wie viel dem Vergil Maro der Wald schulden wird

und der Hirte, solange Maros Muse besteht,

beinahe so viel schulden dir der Fischer und die Küste,

Actius, Nächster des göttlichen Vergil.

Quantum Virgilio debebit silva Maroni

et pastor, donec Musa Maronis erit,

tantum pene tibi debent piscator et acta,

Acti, divino proxime Virgilio.
 

Da sacro cineri flores! Hic ille Maroni

Sincerus Musa proximus ut tumulo.
 

Das Motiv der Verknüpfung von räumlicher und qualitativer Nähe Sannazaros zu Vergil bietet sich für ein Epigramm freilich an, weshalb allein dadurch noch nicht zwingend auf intertextuelle Referenzen geschlossen werden muss. Flaminio platziert den Dativ Maroni allerdings an exakt derselben Stelle im ersten Vers wie in Bembos Epitaph, was kundigen Leser*innen auffallen wird. Die Musa im Folgevers darf in einem solchen Gedicht natürlich nicht fehlen, für sich alleine stehend wäre sie daher nicht weiter nennenswert. Stärker ins Gewicht fällt hingegen der letzte Vers, wo Sannazaro als Nächster des göttlichen Vergil“ bezeichnet wird, ganz ähnlich der Formulierung im Epitaph. Hinzu kommt die Ansprache des Verstorbenen mit dem Vokativ Acti, also mit dem ersten Teil seines Dichternamens, dessen zweiter Teil Sincerus sich wiederum im Epitaph an derselben Stelle im letzten Vers findet. In der Zusammenschau der beiden Gedichte ergibt sich daraus der vollständige Name sowie ein umfassenderes Bild des Autoren, insofern Flaminios Epigramm den Vergleich mit Vergil weiter ausführt.

v. 4: Die Formulierung divino proxime Virgilio ist doppeldeutig zu verstehen, da sie sich nicht nur auf die lyrische Meisterschaft Sannazaros bezieht, sondern auch auf die räumliche Nähe zwischen den letzten Ruhestätten beider. Sannazaro wurde in der Kirche Santa Maria del Parto a Mergellina in Neapel bestattet, welche er selbst errichten ließ und die sich nahe dem mutmaßlichen Grab des Vergil befindet.

Werkbezug: Eclogae piscatoriae.