Cum matrem Thymelen, patrem Bathyllum
per tot lustra tibi astruas, Camille,
argutis salibus facetiisque
et primo numeris in ungue natis
exercens decimi gulam Leonis
et summi titulum ferens poetae,
quid est, quod moriens supremo in actu
ferro visceribus dolenter haustis,
tamquam sis rigido Catone natus,
personam proicis vetasque plaudi?
Cum matrem Thymelen, patrem Bathyllum
per tot lustra tibi astruas, Camille,
argutis salibus facetiisque
et primo numeris in ungue natis
exercens decimi gulam Leonis
et summi titulum ferens poetae,
quid est, quod moriens supremo in actu
ferro visceribus dolenter haustis,
tamquam sis rigido Catone natus,
personam proicis vetasque plaudi?
Cum matrem Thymelen, patrem Bathyllum
per tot lustra tibi astruas, Camille,
argutis salibus facetiisque
et primo numeris in ungue natis
exercens decimi gulam Leonis
et summi titulum ferens poetae,
quid est, quod moriens supremo in actu
ferro visceribus dolenter haustis,
tamquam sis rigido Catone natus,
personam proicis vetasque plaudi?
Wo du dir doch Thymele als Mutter, Bathyllus als Vater
schon so lange Zeit zuschreibst, Camillo,
der du mit geistreichen Scherzen und Witzen
und mit deinen frisch geschlüpften Versen
den Schlund des zehnten Löwen beschäftigst
und wo du doch den Titel des höchsten Poeten trägst,
wie kommt es dann, dass du sterbend, im letzten Akt,
nachdem du betrübt deinen Leib mit Eisen durchbohrtest,
als ob du ein Sohn des strengen Cato seist,
deine Rolle ablegst und verhinderst, dass dir applaudiert wird?
v. 1: Thymele war „eine berühmte Tänzerin zur Zeit des Domitian“, die bei Martial und Juvenal Erwähnung findet (Georges 1913, s. v. „Thymele [2]“). Bathyllus wird wohl „ein Alexandriner und Freigelassener des Mäcenas in Rom“ gewesen sein, der ein berühmter Pantomime war und e. g. bei Juvenal erwähnt wird (Georges 1913, s. v. „Bathyllus“).
v. 5: Zehnter Löwe = Papst Leo X.
Latomus vergleicht Querno aufgrund seines Selbstmordes mit Cato minor, der sich nach der Niederlage bei Thapsus ebenfalls selbst erstach, und bezeichnet zugleich den Umstand, dass dieses ernst-tragische Verhalten nicht zu seiner vorangehenden Rolle als heiter-lasterhaftem Stegreifdichter passe, als „Aus-der-Rolle-Fallen“.
Werkbezug: satirische, scherzhafte (Stegreif-)Dichtung.
Querno, als „Sohn“ zweier Unterhaltungskünstler wir selbst als Schausteller/Schauspieler dargestellt, der mit einem „wilden Löwen“ (bzw. für diesen) auftrat, diesen mit seinen kleinen, gut „gewürzten“, „Kindern“ (= gerade erdachte Verse, gespickt mit Scherzen) fütterte und Possen riss. Für seine einzige „ernsthafte“ Rolle (im letzten Akt = Tod) durfte/konnte ihm dann aber kein Beifall gezollt werden – einerseits wohl, weil er aus seiner eigentlichen Rolle gefallen war, andererseits, weil Christen einem Selbstmörder nicht applaudieren können.