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6.1 Giovanni Boccaccio

Hac sub mole iacent cineres ac ossa Ioannis,

mens sedet ante Deum meritis ornata laborum.

Mortalis vitae genitor Boccacius illi,

patria Certaldum, studium fuit alma poesis.

Hac sub mole iacent cineres ac ossa Ioannis,

mens sedet ante Deum meritis ornata laborum.

Mortalis vitae genitor Boccacius illi,

patria Certaldum, studium fuit alma poesis.

Hac sub mole iacent cineres ac ossa Ioannis,

mens sedet ante Deum meritis ornata laborum.

Mortalis vitae genitor Boccacius illi,

patria Certaldum, studium fuit alma poesis.

Unter diesem Stein liegen Asche und Knochen des Giovanni,

sein Geist sitzt vor Gott, geschmückt mit dem Verdienst seiner Mühen.

Seines sterblichen Lebens Urheber war Boccaccio,

seine Heimat Certaldo, sein Streben die holde Dichtung.

Prätext-Referenz:

v. 1: Haec 1561, 1571, 1577.

vv. 2–3: Die Interpunktion folgt hier den Elogia-Editionen, die wiederum derjenigen im Autograph von Giannozzo Manettis Boccaccio-Biographie entspricht (s. Pal. lat. 1601, 92r). In anderen (modernen) Editionen sowie in Minonzios italienischer Übersetzung findet sich bisweilen die Interpunktion erst nach Mortalis vitae, sodass diese Passage noch auf laborum zu beziehen wäre. Neben dem Argument der Seniorität erscheint uns ein Enjambement an dieser Stelle auch stilistisch unpassend, weil die symmetrische Anordnung von jeweils zwei zusammenhängenden Versen gestört würde. Außerdem spricht inhaltlich für die vorliegende Variante, dass Boccaccio ein eigentlich illegitimer Sohn war, der erst 1360 durch Papst Innozenz VI. legitimiert wurde. In einigen seiner Signaturen betont er auch seine Herkunft aus Certaldo sowie seine Abkunft von Boccaccio.

Laut Giovio handelt es sich hierbei um Boccaccios tatsächliches Epitaph, das an dessen Grab im templum maximum Certaldos zu sehen sei, der heutigen Kirche Santi Jacopo e Filippo. Anscheinend findet sich dort an einer Seitenwand noch immer eine Tafel mit dieser Grabinschrift.

Vergänglicher Körper vs. unsterbliche Seele.